3 x “I”: Inspiration – Ideen – Innovation

21. Februar 2022 von Tatjana Lackner, MBA

In einem meiner letzten Clubhouse Talks ging es um das Thema: “Ideen! Wodurch schöpfst Du Inspiration?” 

Kreativität gehört heute zu den relevanten Business Skills und da stellt sich die Frage: Woher nehmen? Gesellschaftlich bemerke ich, dass die Begriffe “Idee”, “Inspiration” und “Innovation” wild durcheinander gewürfelt und manchmal sogar als Synonym füreinander verwendet werden. 

Um eine gute Idee zu haben braucht es Inspiration. Stimmt. Doch nicht jeder Einfall ist sofort eine Innovation. Manche Themen kommen lediglich in neuem Gewand als Aufguss daher oder Jahre später unter einer anderen Bezeichnung. Dabei haben sie recht wenig mit einer brandneuen Erfindung gemeinsam. Im Management beispielsweise ging man früher von der “5-W-Methode“ aus. Das hat bedeutet, so lange mit der Frage “Warum?” nachzuhaken, bis man zum eigentlichen Problem vorgedrungen ist. Heute feiern wir das “Five Whys Framework” als neue Erkenntnis. Dabei geht es nicht nur um die englischen Bezeichnungen, sondern um alte Ideen, die sich in neue Kleider hüllen und dann Furore machen. 

Archaismen & andere Sprachfossile 

Früher hieß “Hashtag” noch Raute und “Lifehack” war Trick 17. Menschen, die nach der Jahrtausendkante geboren wurden, können sich beispielsweise unter: “Fisimatenten”, “Bauchpinseln” oder einem “Mumpitz” kaum etwas vorstellen.  

In der Rhetorik nennt man derlei Archaismen. Darunter versteht man Sprachfossile, also alten Wortschatz, der einer jüngeren Generation gänzlich unbekannt ist und daher nicht mehr verstanden wird. 

Während sich heute Lateinschüler zusammenreimen, was “Advokaten” sind, denken andere an eine Avocado-Sorte. Sprache trennt Generationen.  

Umgekehrt heißt in der Jugendsprache der Rechtsanwalt “Mietmaul” und das hätte Oma Herta wohl kaum verstanden, dabei war sie früher ein “Expresschecker” (intelligenter Mensch). Sie hätte dazu noch “Pfiffikus” gesagt. 

Was bringt uns auf gute Ideen?  

Meine Talkgäste haben ihre Vorschläge geteilt und gerne gebe ich sie weiter. Neben Podcasts hören, Themen recherchieren und Kreativitätstechniken lernen gab es auch die Empfehlung, Ordnung zu schaffen und Aufgaben oder Projekte zu kategorisieren. Der walisische Unternehmensberater Dave Snowden wurde genannt. Er hat 1999 mit dem “Cynefin-Framework” ein Wissensmanagement-Modell geliefert, das Lösungen leichter finden lässt. Er unterteilte Probleme in: 1) einfach, 2) kompliziert, 3) komplex und 4) chaotisch. Snowdens Einteilung hilft dabei, sich einen Überblick zu verschaffen. 

Auf die Berufswelt heruntergebrochen wäre wohl die Arbeit des Buchhalters einfach, weil erlernbar und klaren Regeln folgend. Der KFZ-Mechatroniker fiele unter kompliziert, weil er – abhängig von unterschiedlichen Autotypen und Vorgängen – Probleme löst. Die Arbeit des Quantenphysikers ist eindeutig ein komplexes Gebiet, wohingegen der Fashion-Choreograph für viele Außenstehende in einem recht chaotischen Umfeld zurechtkommen muss. Eine Entscheidungsfindung bewegt sich stets zwischen Chaos und Ordnung und da hilft es manchmal zu segmentieren. 

Erweiterung setzt Horizont voraus 

Auf der einen Seite nennen wir die Grenze zwischen Meer und Erde Horizont, auf der anderen Seite bezeichnen wir damit ebenfalls das geistige Niveau eines Menschen. “Alleine verreisen” erweitert den Horizont, weil wir eine neue Stadt erobern und unser Erfahrungsschatz durch die fremden Gerüche, Eindrücken und Begegnungen wächst. Klar ist, man muss erst den Horizont für eine Reise haben. 

Sich emotional mit der Natur zu verbinden, also achtsam durch die Landschaft zu wandern bringt uns ebenfalls auf andere Gedanken. Dabei geht es weniger um einen esoterischen Austausch mit Bäumen, Blumen oder Lebewesen; nein, es geht darum währenddessen unsere eigene emotionale Fähigkeit zu trainieren. Sind wir in der Lage eine Situation in der Natur einzusaugen und auch zu einem anderen Zeitpunkt wieder abzurufen? 

Als Kind hatten viele von uns ein Kuscheltier oder eine Lieblingsdecke, die uns emotional gestärkt hat. Mit diesen “Ankern” konnten wir der Fantasie unserer Tagträume freien Lauf lassen und uns in andere Welten denken. Maßgeblich für unsere Empfindungen war nie die Reaktion des geliebten Objektes, sondern unsere eigene Liebesfähigkeit. Gedankenblitze zünden in uns und können uns emotional aufwühlen. Wer regelmäßig trainiert Luftschlösser zu bauen und Ergebnisse visualisiert wird öfter mit Kreativität belohnt. 

Kann man Innovation lernen? 

Es gibt Orte, an denen Innovationen leichter ans Tageslicht gelangen als an anderen. Das Silicon Valley scheint dafür ein fruchtbarerer Boden zu sein als Mistelbach. Vielleicht ist auch deshalb das “Nonseum” im Weinviertel entstanden und nicht in Los Angeles. Ausgestellt werden dort “Erfindungen, die die Welt nicht braucht”. Die Familienkarte um € 20,– trägt für den amtlich ausgewiesenen Nonsens einen stolzen Preis. 

Bestimmt hilft auch hier der geordnete Zugang. Wir unterscheiden etwa zwischen einer Basisinnovationen wie einem Airbag, und einer disruptiven Innovation wie der Digitalfotografie, die Dunkelkammern weitgehend abgelöst hat. Joseph Schumpeter warf schon vor hundert Jahren die Trennung zwischen Prozess- und Produktinnovation in die fortlaufende Diskussion ein. Heute kümmern sich in großen Konzernen Innovationsmanager um Ideengenerierung und koordinieren Prozesse rund um Neueinführungen. 

Fazit: Menschen, die an ihrem Ideenreichtum gemessen werden, achten darauf ausreichend gedankliche Freiräume zu schaffen. Inspiration tanken wir nicht in Phasen der Anspannung. 

Die Worte DENKEN, SPRECHEN und UMSETZEN bilden eine enge Klammer, wenn es darum geht Neues in unser Leben zu integrieren. Dafür brauchen wir zudem kritisches Denken und das nötige rhetorische Rüstzeug, um andere von Ideen zu begeistern. Mitarbeiter, Familienmitglieder oder die Chefetage lassen sich schließlich nicht telepathisch überzeugen.  

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