Kommunikationsverhalten verändert sich langsam

26. November 2018 von Tatjana Lackner, MBA

Die Kommunikationsspirale

Immer noch zweifeln manche und fragen sich: Warum sollte ich überhaupt lernen, mit anderen „besser reden“ zu können. Der Hund geht schließlich auch nicht zum Training, um Nachbars Köter beim Bellen zu beeindrucken. Stimmt!

Doch im Vergleich zum Vierbeiner pflegen wir emotionale Bindungen, verfügen über Sprachbegabung und vor allem über eine sensationelle Merkfähigkeit. – Schließlich wissen wir heute noch genau, was Oma uns als Kind mal gesagt hat oder welcher legendäre Satz vom Deutschlehrer uns bis heute in Erinnerung geblieben ist. Die Fähigkeit sich Gedanken zu machen, Erinnerungen abzurufen und uns sprachlich zu optimieren, zeichnet Menschen aus. Genialer Weise reden wir auf vielen Kanälen zur gleichen Zeit und da sind die technischen Möglichkeiten noch gar nicht mitgezählt: In Sekundenschnelle klären wir ab, ob das neue Gesicht am Besprechungstisch Freund, Feind oder sexuelles Objekt der Begierde ist. Parallel ordnen wir die optischen Signale des Gegenüber nach Herkunft, Bildungsgrad, Milieu, Status, Einkommensklasse, … – Und das alles während wir im freundlichen Small-Talk auf die anderen Meetingteilnehmer warten. Wuff, bell – so schnell!

Wie verändert sich unser Kommunikationsverhalten?

Gute Kommunikationsfähigkeit ist mit den Jahrzehnten immer wichtiger geworden. Heute ist sie sogar Karriere entscheidend. Vor 60 Jahren hat natürlich auch schon die Nase vorne gehabt, wer gut reden konnte. Aber es gab auch scheue, introvertierte Menschen, die viel stärker geduldet waren als heute. Mangelnde rhetorische Fitness war noch kein Knockout-Kriterium auf dem Arbeitsmarkt. Logisch und aus der Historie erklärbar: Schließlich war gerade der deutschsprachige Raum nach der NS-Diktatur kommunikationstechnisch in einer Schockstarre und gute Rhetoriker sicherheitshalber von vornherein suspekt. Genau denen und ihren Worten ging man ja noch bis vor kurzem auf den Laim.
Wer musste in den 1950er Jahren schon gut reden können? Gerade mal Lehrer, Pfaffen und Advokaten. Vertreter oder Verkäufer sollten an der Haustüre überzeugen und Abschlüsse bringen. Bei TV-Ansagerinnen reichte es völlig, wenn sie attraktiv waren und überhaupt reden wir hier von einer Zeit, in der Frauen noch bügeln und kochen konnten. Für Politik hat sich die Frau des Hauses lieber noch nicht engagieren. Auch von Sekretärinnen, Ärzten, Winzern oder gar Technikern hat keiner erwartet, dass sie präsentieren können.

Fazit: In der modernen Kommunikationsgesellschaft ticken die Uhren anders. Rhetorische Intelligenz ist ganz vorne bei den Karrierefaktoren, gleich neben der Fachexpertise, die ein guter Mitarbeiter im Gepäck haben sollte. Bei einer Bewerbung fällt der verbal Schwache sofort auf. Seine mangelnde rhetorische Virtuosität ist sowohl in der Muttersprache, als auch in der gefragten Fremdsprache hörbar, und die Lücken im Small-Talk bei der Bewerbung blitzen förmlich hervor, wie ausgeschlagene Zähne im Gebiss. Jene Menschen, die sich täglich DAFÜR entscheiden, nichts GEGEN ihre rhetorischen Problemfelder zu unternehmen, sind eben wenig heldenhaft.

Tipp:

Das folgende Interview bietet interessante Einblicke rund um das veränderte Kommunikationsverhalten des moderenen Menschen:

  • Sind wir alle fit für die Kommunikation 2030?
  • Wo gibt es in einer auf Sprache zentrierten Welt Stolpersteine?
  • Welche Gefahren bringen Abkürzungen und kulturelle Unterschiede?


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