Während das Weltklima sich erhitzt, scheint vielerorts das Gesprächsklima zu erkalten. Wir leben in ruppigen Zeiten und eine vernünftige Streitkultur täte Not. Stattdessen zerbröselt das Harmonieideal und die “dunkle Triade” gewinnt auch auf digitalen Plattformen laufend Mitglieder dazu: Instagram fördert beispielsweise narzisstische Tendenzen und befeuert damit das egoistische Interesse rund um die eigene Person bei gleichzeitigem Wunsch von anderen bewundert zu werden. Wogegen machiavellistische Ausprägungen eher die Moral unterwandern und Menschen zu emotionslosen Zynikern machen können. X ehemals Twitter und viele Posting-Plattformen – etwa von digitalen Zeitungsausgaben – sind voll von Usern, die andere gerne manipulieren und die konventionelle Moral hinterfragen. Zu den dunklen Persönlichkeitsmerkmalen der Triade gehören auch psychopathische Tendenzen. Unsoziales Verhalten und fehlende Schuldgefühle sind für viele erst auf den zweiten Blick erkennbar. Wogegen eine hohe Stresstoleranz und kaum emotionale Reaktionen in manchen Jobs sogar recht gut ankommen. Schließlich werden in vielen Branchen nahezu omnipotente Wesen gesucht, die eine hohe Ambiguitätstoleranz mitbringen. Wer problemlos mit inhaltlichen Widersprüchen umgehen kann und verschiedene Sichtweisen jongliert, der ist in modernen Umbruchzeiten gefragt.
Dunkle Hexenmeister brauen ihr toxisches Süppchen und flößen uns löffelweise ihre Inhalte ein. Gerne täuschen sie uns, kränken mit Worten und beeinflussen unseren Geist oder malen schlicht den Teufel an die Wand. Da lohnt sich ein Blick Backstage hinter die schwarze Rhetorik, um zu erkennen, wodurch sich Menschen wie Marionetten bewegen lassen und wie die Fäden gezogen werden. Dabei gibt es schwarze Rhetorik, solange Menschen existieren. Die Kunst der Manipulation wird in der Werbung, bei Verkaufsgesprächen und in der Politik eingesetzt. Konflikte sind generell ein fruchtbarer Boden für Brüskierer und geübte Effekt-Rhetoriker haben Überrumpeln und Indoktrinieren längst perfektioniert.
1. Framing und Rhetorik gehören eng zusammen
Die Meinung des Zuhörenden bewusst so zu beeinflussen, dass ihm Inhalte in einem konkreten Deutungsrahmen präsentiert werden, ist eine kunstvolle Form der Manipulation.
Ein Beispiel macht die Sache klarer:
Neutral: „Soll der Mindestlohn erhöht werden?“
Framing: „Sollen Unternehmen gezwungen werden, noch höhere Löhne zu zahlen?“
2. Falsche Kausalität schürt Zwietracht
Viele Menschen sind durch logische Schlussfolgerungen wenigstens inhaltlich zu erreichen. Was aber, wenn die Conclusio meilenweit von einer stringenten Überlegung entfernt ist und verdeckt Zusammenhänge hergestellt werden, die völlig unzulässig sind? Für einfache Gemüter klingt in der Hitze des verbalen Gefechtes eine falsche Kausalität dann immer noch logisch und genau da liegt das Problem.
Beispiel: “Seitdem wir Windräder haben, gibt es mehr Depressionen – also sind Windräder gefährlich!”
Hier empfiehlt es sich auf jeden Fall, den Zusammenhang zu hinterfragen und die fehlgeleitete Verknüpfung aufzuheben.
3. Tappe nicht in die falsche Zwickmühle!
Eine weitere schwarze rhetorische Falle ist, zwei extreme Positionen zu präsentieren und so zu tun, als gäbe es gar keine anderen Möglichkeiten.
Beispiel: “Entweder Du bist für die Einführung der KI oder Du entscheidest Dich gegen den Fortschritt!”
Die Wörter “entweder” und “oder” sind gute Indikatoren für solche ausgelegten Denkfallen. Die Behauptung: “Wir haben jetzt nur zwei Möglichkeiten…” kann zwar fallweise stimmen, aber in ganz vielen Situationen gibt es deutlich mehr Optionen als Schwarz oder Weiß, A) oder B), 0 oder 1.
Zum einen erkennt man Manipulierer an ihren apodiktischen Formulierungen, die wenig eigenen Gedankenspielraum lassen. Auf der anderen Seite spüren wir sogar körperlich in der Magengrube, ob jemand zugewandt und beziehungsfördernd spricht oder sich der toxischen Trennungssprache bedient. Wir erkennen instinktiv, ob wir miteinander respektive gegeneinander reden.
Schwieriger wird es dort, wo der Wolf Kreide geschluckt hat und sich ein Redner der schwarzen Rhetorik bedient, um uns zu täuschen. Die Zugewandtheit ist gespielt und die verwendeten sprachlichen Frames sollen uns zum Umdenken bewegen.
Solltest Du im Kollegenkreis einen offensichtlichen Manipulierer oder im familiären Umfeld jemanden aus der “dunklen Triade” kennen, dann lohnt es sich, zwischen Macht und Meinung bzw. Inhalt und Emotion zu trennen. Räume Deine Gesprächsohnmacht ruhig ein, beispielsweise mit: “Mir geht es in unserem Wortgefecht gerade überhaupt nicht gut.”
Fazit: Die eigene rhetorische Muskelmasse in einem Coaching zu trainieren, kann darüber hinaus sogar Spaß machen.