Wie wichtig sind Stimme und Sprache bei der Partnerwahl?

14. Februar 2024 von Tatjana Lackner, MBA

Stimme und Sprache haben großen Einfluss auf unsere Wirkung vor anderen. Menschen mit gutsitzenden Stimmen werden sofort als attraktiver eingeschätzt. Wie wir sprechen, welche Worte wir wählen, erzählt zudem Bände über unsere Herkunft und das gesellschaftliche Parkett, auf dem wir uns bewegen. Grammatikalische Holprigkeiten oder logopädische Auffälligkeiten sind ebenso wenig Türöffner, wie derber Wortschatz, Kraftausdrücke, Gossenjargon und stimmliche Macken. 

Zur Flirtstimme1 wurden sogar wissenschaftliche Studien gemacht.  Britische und polnische Forscher wollen herausgefunden haben, dass sich unsere Stimme hörbar verändert, wenn wir uns vom Gegenüber angezogen fühlen. Klischeekorrekt sprächen Männer dann noch tiefer.  

Warum manche Frauen in kopfstimmige Höhen abschwirren, sobald sie nervös oder verliebt sind, hat wohl zum einen mit ihrer mangelnden Atemtechnik zu tun und zum anderen mit dem Wunsch gemocht zu werden. Dunklen und hauchigen Stimmen hingegen wird Erotik, Intimität und sexuelles Interesse zugeschrieben, wogegen höhere Stimmen mit Gefügigkeit, Jugendlichkeit und damit guten Fortpflanzungsanlagen assoziiert werden. Rein physiologisch gibt es klare Unterschiede zwischen Männer-, Frauen- und Kinderstimmen. Die Stimmbandlänge entscheidet, wie hoch jemand spricht. Vereinfacht: je länger die Stimmbänder, umso tiefer der Grundton. 

Die gute Nachricht: Stimmtraining hilft hörbar dabei das eigene Klangvolumen auszuschöpfen und sich um hübschere Modulationsbögen zu bemühen. Berufssprecher leben von dieser – oftmals erlernten Fertigkeit: Susanne Müller beispielsweise galt als Off-Stimme Susi von “Herzblatt” viele Jahre als die erotischste Stimme Deutschlands. Ihren beruflichen Erfolg verdankt sie ausschließlich ihrer Stimmarbeit. 

Für eine Studie der University of Sussex2 untersuchten Forscher in einer Speed-Dating-Session das stimmliche Flirtverhalten ihrer Probanden. Sie entdeckten, dass ein neuer Partner sowohl für uns selbst attraktiv sein muss und darüber hinaus, wollen die meisten auch, dass er oder sie ebenfalls auf andere anziehend wirkt. Beim Flirten spielen Stimme und Sprache demnach gleich eine doppelt wichtige Rolle: Erstens wie gerne lauschen wir den Worten und Klängen eines anderen Menschen? Und zweitens, wie sprachlich versiert erscheint er oder sie auch auf Dritte? Denn letzteres scheint ebenfalls wichtig. 

Wie attraktiv wirkt der eigene Partner in Gesellschaft? Jemand, der menschenorientiert und gesellig ist und dabei auch noch mit interessanten Gesprächen und höflichen Gesten brilliert, der gilt als guter Gastgeber und ist demnach “attraktiver” als ein introvertierter eher sachbezogener Mensch, der einsilbige Antworten gibt. 

Bereits 20083 ließen US-Forscher Studenten der Universität Albany weibliche Stimmen bewerten. Das Ergebnis: Besonders attraktiv klangen für die Mehrheit der Probanden Frauen an den fruchtbaren Tagen ihres Zyklus. 

In TV-Formaten, wie “Bachelor” oder “Bachelorette” geht es ebenfalls immer wieder um die “angenehme ungekünstelte Stimme”, also den Stimmeinsatz rund um die natürliche Indifferenzlage. In dieser Normalsprechlage klingt unsere Stimme ökonomisch, unangestrengt und die Töne fließen gut gestützt durch die richtige Atemtechnik aus unserem Körper. 

Bereits vor einigen Jahren interviewte ich die Matching-Expertin Dr. Sandra Köhldorfer für meinen Podcast “Talk mit Tatjana” und sie bestätigte, dass auch in der Sat.1-TV-Sendung “Hochzeit auf den ersten Blick” Stimme und Sprache bei der Paarfindung eine wesentliche Rolle spielen. 

Dort behaupten drei Psychologen, dass aus Wissenschaft Liebe werden kann. Das TV-Konzept: Die von Experten gematchten Paare lernen sich erst vor dem Altar kennen, heiraten einen fremden Menschen und verbringen auf Kosten des Senders die Flitterwochen gemeinsam. Bei Anfangsschwierigkeiten und Kennenlernpannen erhalten sie danach jede Menge Beziehungscoaching. Erst nach sechs Wochen wird ihnen die alles entscheidende Frage gestellt: Wollen sie verheiratet bleiben oder sich lieber scheiden lassen? 

Immerhin 7000 Singles4 haben sich für “Hochzeit auf den ersten Blick” beworben. Bei den 68 Kandidaten wurden unter anderem auch Stimmtests gemacht. Modulation, Stimmlage und Dialekt entscheiden maßgeblich darüber, wie attraktiv wir jemanden finden. Von jedem Single fertigte Dr. Köhldorfer deshalb eine Stimmprobe an. Mögliche Partner bekamen diese Audiofiles vorgespielt und die Reaktion darauf floss ebenfalls in die Arbeit der Matching-Experten ein. 

Später in der Beziehung geht es nicht mehr prioritär um die stimmliche Attraktivität des Partners, sondern vielmehr darum ob Paare überhaupt “eine gemeinsame Sprache” sprechen. 

Fazit: Wie wir klingen ist sowohl im Beruf als auch bei der Partnerwahl relevant. Die gute Nachricht: Stimme und Sprache kann jeder trainieren! 

1 Vgl. https://www.focus.de/gesundheit/gesundleben/fitness/flirten-unsere-stimme-verraet-wen-wir-attraktiv-finden_id_10102699.html, Stand 02/24

2 https://royalsocietypublishing.org/doi/10.1098/rspb.2018.1634, Stand 02/24

3 Vgl. https://www.brigitte.de/liebe/persoenlichkeit/wie-sexy-klingst-du—drei-dinge–die-deine-stimme-ueber-deine-attraktivitaet-verraet-10016856.html, Stand 02/24

4 https://www.sat1.at/tv/hochzeit-auf-den-ersten-blick/die-psychologischen-testverfahren, Stand 02/24

Themen: StimmeSpracheStimmtrainingPartnerFlirtstimme