Viele Menschen wünschen sich einen Platz auf der Bühne, aber nicht alle kennen die zu bespielenden Formate. Der rote Teppich wird Rednern mittlerweile bis in den letzten Winkel des Landes ausgerollt. Kaum ein Thema ist zu nischig, um nicht darüber zu berichten. Zeit, sich den dramaturgischen Unterschied mal anzusehen – zwischen:
- Referat
- Rede
- Vortrag
- Präsentation und einer
- Keynote Speech.
Topic & Temperament sind gefragt
Der Vortrag ist die allgemeinste Beschreibung für eine mündliche Bühnensituation. Dabei kann es sich ebenso um eine Fotoreise handeln oder einen Impulsvortrag zu einem beruflichen Fachthema, wie um eine literarische Darbietung auf der Bühne.
Immer sind es das Interesse am Thema und vor allem die Persönlichkeit des Orators, die in Kombination gebucht werden. Das hört man bereits in den Anfragen heraus: “Frau Lackner, gerne wollen wir Sie als krönenden Abschluss der Veranstaltung, damit die Teilnehmenden auch wirklich bis zum Ende bleiben.” Oder: “Es gibt nicht viele Vortragende, die einen Saal so rocken können. Wir möchten Sie deshalb bitten, nach der Mittagspause alle wieder aus dem Schweinsbraten-Tief heraus zu heben.” Originaltöne meiner Kunden. Das Thema ist relevant; doch die Rednerpersönlichkeit sogar noch wichtiger.
Unternehmen überlegen sich deshalb bei Tagungen, Konferenzen, Jahresauftakts-Meeting genau: Wer eröffnet? Wer spricht wann worüber? Was sagt der Vorstand und zu welchem Zeitpunkt? Nichts wird dem Zufall überlassen. Schließlich kosten große Firmenevents viel Geld.
Bei uns beispielsweise landen Anfragen rund um die Themen: Business Rhetorik, Killerphrasen, Storytelling, Schlagfertigkeit und Trends in der Kommunikation.
Der Impulsvortrag bewegt sich stilistisch schon sanft in Richtung Keynote. 20 Minuten spricht jemand zu einem Thema und reicht dabei frische Daten und konkrete Beispiele. Auch hier sollte das Dramaturgie-Management und der narrative Anteil nicht fehlen. Zuhörer werden durch Inhalt UND Performance begeistert. Konferenzen leben vom kontroversiellen Austausch und den anschließenden Diskussionen. Die Darbietung darf themenbezogen Ecken und Kanten haben.
Stimme das Publikum ein!
Die Keynote kommt nicht nur aus dem Englischen, sondern vor allem aus der Musik. A-Cappella-Chöre starten, um sich einzusingen, mit einer “Keynote”, einem Einstimmton. Im übertragenen Sinne macht genau das der Speaker mit seiner Zuhörerschaft. Er gibt eine Kernthese bzw. einen Grundgedanken weiter. Manche dieser Kurzimpulse werden für Business Breakfasts oder Learning Lunches gebucht, andere eignen sich für eine Abendveranstaltung samt anschließender Diskussion. Keynotes sind kurze Vorträge. Der amerikanische Architekt und Grafikdesigner Richard Saul Wurman, Gründer von Ted Talk, hat daraus ein weltweit erfolgreiches Vortragsbusiness gemacht. Jedes Jahr hatte er einst die Innovationskonferenz in Monterey zu leiten. Aus den gefragten Themengebieten: Technology, Entertainment und Design wurde später TED. Zu den bekanntesten TED-Speakern gehören Bill Clinton, Jane Goodall, Richard Branson, Bill Gates, aber auch tolle Österreicher sind auf der Speakerliste zu finden. Allen voran Stefan Sagmeister, der bereits viermal im TED-Format vorgetragen hat. TEDx ist ein Ableger vom Originalformat und nominiert in vielen Ländern Redner zu unterschiedlichen Themen auf die Bühne. Nur 18 Minuten dürfen diese Keynotes lang sein. 2022 habe ich bei TEDx mein Debüt gegeben. Auf YouTube sind alle Speeches abrufbar. So kurz dauern Keynotes allerdings nur bei TED-Talk. Ich werde in den meisten Fällen für 25 bis 60 Minuten angefragt. Selten wollen Veranstalter auch mal eine Keynote für 90 Minuten. Wichtig! Amerikanisches Storytelling funktioniert im Deutschen nicht.
Schule und Uni: Das waren noch Zeiten!
Das Referat kennen viele vom Studium: Zahlen, Daten und Fakten rund um ein Themengebiet werden gesammelt, aufbereitet und anschaulich gereicht. Am Ende fasst der Referent das Thema und die gewonnenen Erkenntnisse knapp zusammen. In der Schule haben wir in sämtlichen Sprachen Bücher & Co präsentiert. Dabei durften inhaltliche Angaben zum Autor genauso wenig fehlen, wie eine Kurzbeschreibung des Inhalts und die persönliche Empfehlung am Ende. Fünf bis zehn Minuten sollte die Redezeit betragen.
In Wahrheit ist das jeder Fachvortrag eines Spezialisten, der die Agenda eröffnet – bei einer Fachtagung etwa. Auch vom Experten wird erwartet, dass er zum Schluss einen Ausblick gibt oder eine Empfehlung abgibt.
Von der Wiege bis zur Bahre
Die Rede hingegen kennen wir von Hochzeiten, Begräbnissen oder auch Ehrungen, wie etwa der Sponsion. Fünf Minuten sind dafür ein guter Richtwert. Für die Tischrede hingegen wären mehr als ein bis zwei Minuten überzogen. Viele Redeanlässe kommen aus dem privaten Bereich und haben einen klaren Bezug zu Zeit, Ort und den Anwesenden. Für Geburten, Taufen und Hochzeiten werden manche aus gutem Grund häufig gebeten eine Rede zu halten, wogegen andere vielleicht im Leben nie gefragt werden.
Zuerst überlegt man sich schriftlich (!), was wir – beispielsweise über das Brautpaar – sagen möchten und danach wird die Rede so lange geübt, bis sie sitzt. Das gilt im beruflichen Kontext übrigens auch für die Laudatio, wenn im feierlichen Rahmen jemand geehrt wird oder ein Festakt rund um die Verdienste und Leistungen einer Person organisiert wird.
Beim Philosophikum in Lech lesen jährlich die alten Granden ihre Reden vor, was peinlich anmutet. Dabei sind ihre Überlegungen inhaltlich anspruchsvoll und bestimmt wert nachgelesen zu werden, aber eben nicht von ihnen selbst. Die vorgelesene Darbietung ist wenig ansprechend. Professionelle Sprecher und moderne Denker reden deshalb besser frei.
Richard David Precht habe ich in Lech einmal nach seiner Rede darauf angesprochen. Er war der Einzige bei der gesamten Veranstaltung, die sich über vier Tage erstreckt, der frei sprach. Er hat bestätigt: Ja, es braucht schriftliche Vorbereitung, aber die mündliche Darbietung ist besser keine Lesung.
Dramaturgie & Rede-Design sind trumpf
Reden, Vorträge und gelungene Keynote Speeches brauchen dramaturgischen Schliff. Wo und an welchen Stellen des Vortrags werden visuelle Hilfsmittel eingesetzt? Sind die Folien zu überladen oder gut lesbar? Hat die Rede einen süffigen Titel? Der erste Satz ist entscheidend und sollte sofort eine Sogwirkung ins Thema garantieren. Später räumt man mit Glaubenssätzen auf, landläufigen Meinungen, die sich in den Köpfen der Menschen über die Jahre festgesetzt haben. Erst muss Altes weg, damit Neues im Kopf Platz hat. Parallel dazu sollte immer wieder mit dem Publikum interagiert werden, damit die Rede auch dialogisch und sympathisch anmutet. Der letzte Satz wird ebenfalls nicht dem Zufall überlassen. Niemand soll seine Keynote auswendig aufsagen, aber den Eröffnungs– und Schluss-Satz – beide stehen von Beginn an fest. Sind es doch unsere letzten adressierten Worte, mit denen wir die Menschen dann wieder ihren eigenen Überlegungen und Bewertungen überlassen. Danach können wir nicht mehr auf sie einwirken.
Präsentiere Dich, nicht Deine Charts!
Was versteht man unter der 10 20 30 Regel? Maximal 10 Slides sollten gezeigt werden. Zwanzig Minuten reichen dafür. Die Schriftgröße nicht kleiner als 30 Punkt wählen.
Präsentiert wird im Zuge eines Tages weltweit Millionen Mal. Einige stellen sich dem Kunden vor, andere beleuchten die Vorteile ihrer Firma oder es werden die Produkte vorgestellt.
Wieder andere brauchen Geld und pitchen ihr Start-Up vor möglichen Investoren. Noch andere müssen konzernintern den neuen Quartalsbericht und die Zahlen darlegen.
Fazit: An DER SCHULE DES SPRECHENS bilden wir im Rahmen des Business Rhetorik Masters seit Jahren Keynote Speaker aus. Dafür braucht es sowohl die richtige Atemtechnik, klare Artikulation und optimalen Stimmeinsatz. Im Tonstudio wird an der Modulation und dem nötigen Pausenmanagement gefeilt. Warum? Monotonie ist kein guter Botenstoff, um frische Ideen und den Grundgedanken einer Keynote zu transportieren.
Hier geht es zum Blogbeitrag „Storytelling? Gestern. Storykilling-Check. Heute!“